Die BahnFee VI oder Heute schon zeitgereist?

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Können Sie sich vorstellen in der Zeit zu reisen? Hin und her. Oder sagt man als gebildeter Zeitreisender vor und zurück?

Wieder haben uns die Engländer etwas voraus. Es klingt einfach besser, wenn man „back and forth in time traveled“.

Es passierte, wie der geneigte Leser ja weiß im Zug. Die Bahn macht Zeitreisen. Ganz offiziell. Ich habe teilgenommen. Nein, es tut nicht weh. Lediglich Ihre Seele kann einen kleinen Knacks abbekommen. Aber der Rest von Ihnen kommt unversehrt an. Jedenfalls, solange der Rest des Passagiers keinen Vorschaden am System hat.

Glauben Sie mir. Ich habe schon letzte Woche bemerkt, das mit diesem Zug irgendetwas nicht stimmen konnte. Als ich nämlich meine Platzkarte buchen wollte, waren plötzlich alle Plätze der ersten und zweiten Klasse restlos ausgebucht. Also gut, dachte ich mir, probierst Du die Buchung es eben unter der Woche nochmals. Vielleicht hält die Bahnfee ja die Schnittstelle des Buchungssystems zu. Also probierte ich am Donnerstag mein Glück und siehe da, die Bahnfee hatte die Hand nicht auf meiner Buchung und das meine ich wörtlich.

Dann begann am Freitag eine sehr seltsame Heimreise. Der Taxifahrer (mit tödlicher Sicherheit ist die Taxifee eine entfernte Verwandte der Bahnfee) erzählte mir von seinen dreizehn Kindern und seinen drei Ehefrauen. Er erzählte mir auch wie dumm die deutschen Männer sind, weil sie ja so gar keinen Spas im Leben haben mit NUR einer Frau. Im selben Atemzug berichtet er vom Stress den er hat, seine drei Frauen unter einen Hut zu bringen. Da mein Hirn von der Arbeit noch im Zuhör-Modus war, kann ich mich daran auch noch erinnern. Freunde wissen, was ich meine.

Entschuldigen Sie bitte auch, das ich soweit ausholen muss, aber eben dieser Zuhör-Modus ist wahrscheinlich dafür verantwortlich, das ich die Zeitreise überhaupt mitbekommen habe. Meinen Mitreisenden schien das jedenfalls nicht unbedingt aufzufallen.

Angekommen auf dem wunderschönen und einladenden Düsseldorfer Hauptbahnhof, begab ich mich ohne Umwege direkt zum Bahnsteig. Dort wartete bereits eine gefühlte Million Menschen auf unterschiedlichste Züge. Ich hatte noch zehn Minuten Zeit.

Da dröhnte eine freundliche Stimme aus dem Lautsprecher auf dem Bahnsteig: „Der IC 613 nach München fällt heute aus.“ Es knackte noch zweimal kurz im Verstärker und jeder der Fahrgäste erwartete zumindest ansatzweise irgendeine Art von Erklärung des „Unternehmens Zukunft“. Doch die Zukunft blieb stumm.

Empört begann ein Exodus in Richtung Service Center. Als ungefähr die Hälfte aller Koffer, Taschen, Hunde, Hüte, Schirme und Menschen am Service Point angekommen war, entschloss sich die Bahnfee den Lautsprecher erneut in Betrieb zu setzen und den zweiten Teil der Botschaft zu verkünden: „Es verkehrt ein Ersatzzug, der planmäßig in Köln bereitsteht.“

Ich möchte Ihnen die Einzelheiten der Tortur der Fahrt nach Köln ersparen. Ich muss glaube ich nur erwähnen, das besagte Koffer, Taschen, Hunde, Hüte und Schirme mit den anhängenden Besitzern natürlich nicht am Service Point verweilten, sondern in Ihrem Unmut bestärkt zum ebenso besagten Ersatzzug mitreisten. Es war eng. Sehr eng. Aber ich will mich nicht beschweren, nachdem die Dame vor mir Ihren Hut mit für Düsseldorfer Verhältnisse einer noch sehr schmalen Krempe aus dem Weg geräumt hatte und der Herr hinter mir seinen sich ständig aufklappenden Schirm gebändigt hatte, war genug Platz. Ganz ehrlich, ich beschwer mich einfach zu oft.

Um 17:56 Uhr sprach der Zugbegleiter ein paar nette Worte in sein Telefon und versprach, das der Ersatzzug pünktlich um 17:54 Uhr abfahren wird. Und da war es schon passiert. Haben Sie es gemerkt? Nein? Kein Wunder, Ihr Zuhör-Modus. Sie erinnern sich? Den müssen sie EINschalten. Jetzt nochmal.

Um 17:56 Uhr sprach der Zugbegleiter ein paar nette Worte in sein Telefon und versprach, das der Ersatzzug pünktlich um 17:54 Uhr abfahren wird. Aber jetzt haben Sie es bemerkt, oder?

Schade, das der Börsengang abgesagt wurde. An einem so innovativen Unternehmen hätte ich mich doch gerne beteiligt. Kaum auszudenken, wenn das auch in die andere Richtung funktionieren würde.