500 Kilometer Mountainbike – ein erstes persönliches Review
Heute habe ich einen Grund zu feiern. Eigentlich zwei. Der Erste: Ich habe meinem Rad die ersten 500 Kilometer abgerungen. Der Zweite: Dabei habe ich 5% Körperfett gegen Muskelmasse getauscht und obendrein noch 3 Kilogramm abgenommen.
Kurz zur Historie: Ich kaufte mir am 18. August diesen Jahres ein Mountainbike und bin seitdem stolzer Radler. Nachdem ich nun einen Monat lang (500km!!) ziemlich erfolgreich an meiner Fitness arbeitete, wagte ich mich heute mittag von Kandel aus über Bad Bergzabern in den Pfälzer Wald, um ein paar Höhenmeter zu ernten.
Anfang war die Reise ziemlich gemütlich. Ich radelte durch sonnige Weinberge, den Petronella Radweg entlang ins Pfälzer Bergland. Als ich dann durch Bergzabern hindurch den Radweg nach Birkenhördt fand, waren die 5 Kilometer dorthin quasi schon geradelt. Nun begann der weitaus spannendere Teil der Fahrt. Von Birkenhört aus ging es direkt den Berg hinauf. Meine ersten 150 Meter Höhe, die es zu überwinden galt. Zuerst auf der Strasse entlang, später dann direkt im Wald auf recht gut fahrbaren Wegen. Die Strasse steigt nur minimal an und ich dachte eigentlich, das ich einen solchen Anstieg mühelos schaffe. Einmal richtig Anlauf nehmen und schon…
… musste ich Gang für Gang herunterschalten, bis ich letztendlich schneckengleich den Berg hinaufkroch. Gottseidank hat man auf halber Höhe einen Abzweig in den Wald hinein geschaffen. So mussten die anderen Verkehrsteilnehmer mein Leiden nicht mehr länger mit ansehen.
Der Anstieg im Wald schien auch etwas gemächlicher zu sein, sodass sich meine Vitalwerte langsam, sehr sehr langsam wieder einem Level näherten, die keines notärztlichen Einsatzes von Sauerstoff mehr bedurften. Auch konnte ich das Brennen in meinen Lungen durch tiefes Durchatmen etwas lindern. Nach hoch kommt bekanntlich runter und so rollte ich dann bergab nach Blankenborn. Ich war etwas ausgepowert, aber voller Tatandrang für den wohl schwierigsten Teil meines heutigen Vorhabens. Im Internet hatte ich mir einen MTB-Trail in der Nähe angesehen und wollte die Empfehlung für ein erstes echtes off-road Erlebnis nutzen.
Mir war bewusst, das damit auch die 250 Meter Höhenunterschied zwischen Blankenborn und dem – nennen wir ihn mal – Mount Blankenborn zu überwinden waren. Kurzum, es ging mir ähnlich, wie auf dem Anschnitt zuvor, nur viieel länger. Doch nach dem ich – gefühlt – den Mt. Everest hinaufgefahren war, konnte ich nach einer langgezogenen Kurve sehen, das die letzten Meter des Berges vor mir lagen. Also weckte ich die letzten Sports-Geister in mir und gab wirklich Alles. Ich konnte meinen Lungenbläschen beim Gasaustausch zuhören, jede Muskelzelle in den Beinen schrie nach bitterer Vergeltung und es machte keine Unterschied mehr, ob ich die Pedale nach unten trat oder nach oben zog. Endlich, endlich erreichte ich die lang ersehnte Kuppe.
Mein Hirn wollte sich gerade in einem Schwall Dopamin baden, als mein Sehnerv erschrocken meldete, das es „da hinten, bei den Tannen“ wohl doch noch ein paar Meter in die Höhe ging. Selbst als rüstiger Wanderer hätte ich mir diese Strecke wirklich nicht angetan, zumindest nicht frontal. Also mobilisierte ich die wirklich allerletzten Reserven. Ich wusste, wenn es danach noch einmal irgendwo rauf geht, werde ich absteigen müssen. Aber diese Anhöhe wollte ich schaffen, auch wenn ich mit schmerzverzerrtem Gesicht ankäme.
Ich wollte „die paar Meter“ hoch zu Roß auf meinem Drahtesel erklimmen. Gedacht, getan. Auf circa 50 Metern Strecke ging es nochmal etwa 15-20 Meter den Berg hinauf. Gedacht habe ich auf dieser zugegebenermaßen kurzen Strecke dann wohl nichts mehr oder nicht mehr viel. Ich bin einfach los geradelt und habe versucht, all das zu ignorieren, was meinem Körper zu dieser Zeit wesentlich vernünftiger schien, als mit ,nem verdammten Rad einen verdammten Berg hoch zu trullern, nur damit man auf der anderen Seite wieder runterfahren kann.
Auch wenn ich – auf der Bergkuppe angekommen – kein Gefühl mehr in den Beinen hatte, meine Knie watteweich waren, meine Lunge nach Sauerstoff schrie und mir nicht ganz klar war, ob ich noch nach Hause komme. Ich bin nicht abgestiegen. Und darauf kam es mir an, darauf bin ich echt stolz!!
Belohnt wurde ich nach der Strapaze mit einen wunderschönen Ausblick über die sonnige Rheinebene und natürlich nutzte ich die nahegelegene wunderschöne ruhige Lichtung für eine ausgiebige Pause. Ich gebe zu ich habe mir auch 10 Minuten gegönnt und einfach nur in den Himmel gestarrt. Nachdem meine Knie nicht mehr zitterten und mein Blutdruck sich wieder humanoid anfühlte, machte ich mich an den weitaus schöneren Part. Die Abfahrt. Entgegen meiner Vermutung, fuhr ich die teilweise sehr schmale Strecke ziemlich schnell. Das ist genau das, was ich machen will. Sicher, ich bin dabei bestimmt an einigen Stellen zu zögerlich gewesen, hätte manches besser machen können. Den Schwung der Geschwindigkeit in den Kurven besser nutzen können. Doch dazu nehme ich mir später Zeit. Heute kam es darauf an, herauszufinden, ob ich wirklich mountainbiken will. Und was soll ich sagen… Ja, ich will!!
Der Rest der Strecke war sozusagen ein Heimspiel. Über Silz, Münchweiler und Klingenmünster nach Steinweiler und dann an der Bahn entlang nach Kandel.
Das Rad hat meinen Aktionsradius um das mindestens 10 fache erweitert. Ich war mittlerweile in Speyer und Landau, habe einen Abstecher ins Elsass gemacht und habe die Strecke Kandel – Bad Bergzabern zu meiner Hausroute erklärt. Das sind 30 sonnige km entlang der schönsten Weinroute Deutschlands, die ich nun schon 10 mal gefahren bin. Für mich steht fest, das ich in diesem Jahr noch die 1000 voll machen werde.
Versprochen!