Heimspiel – Die Fantastischen Vier in Stuttgart

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Es war tatsächlich ein Heimspiel, das die vier Urgesteine des deutschen Sprechgesangs am Samstag Abend in Stuttgart auf dem Cannstatter Wasen veranstalteten. Respekt!

Man munkelte, dass schon -als der Einlass gegen 15:00 Uhr startete- die Menschenmassen begannen die Stehplatz-Arena zu beiden Seiten des Laufstegs zu füllen.

Als wir gegen 19:00 Uhr eintrafen, spielte Clueso, die Sonne brannte uns auf den Pelz, eine Menge Menschen, die gut drauf waren und der Tag fühlte sich einfach genau richtig an. Ok, es gab offenbar einen Mangel an großen Getränkebehältern, ich möchte in diesem Zusammenhang einfach nicht von Gläsern sprechen, aber abgesehen davon versprach der Abend wie für ein Open Air gemacht zu sein. Als Randnotiz möchte ich noch hinzufügen, das die Vorräte an chilligen Schoko-Mikados es leider – Dank einer bestimmen Person in unserer Runde – nicht einmal bis zum Wasen schafften. 😉

Wir suchten uns also ein lauschiges Plätzchen inmitten der 50.000 Leute. Zugegeben, wir waren weit hinten, viel zu weit, um am tatsächlichen Geschehen auf der Bühne Teil zu haben. Dafür entlohnte man uns mit Live Bildern auf einem monstermäßigen Monitor. Wie weit wir weg waren fiel uns eigentlich erst während des Konzerts auf, als wir tatsächlich einmal schemenhaft die Vier auf der Bühne erahnen konnten. Mir persönlich kam der Klang der Anlage etwas schwammig vor. Das kann aber auch an unserem Standort gelegen haben. Musikalisch führten die Vier durch die letzten zwanzig Jahre Ihres Schaffens.

Sie spielten gemeinsame Stücke, ließen aber auch die Soloprojekte jedes Einzelnen nicht unbeachtet. Dabei kann man das Programm keinesfalls als langweilig chronologische Abfolge ihrer Tophits beschreiben, sondern als wirklich gelungene Mischung aus zwanzig Jahren Erfolgsgeschichte. Einzelne Titel als „besonders“ herauszuheben, gäbe sicherlich eine Grundlage zu kontroverser Diskussion mit viel persönlicher Meinung. Daher möchte ich einfach nur auf die set-list verweisen. Die findet man hier.

Mit von der Partie waren auch die Philharmoniker des Bolschoi Orchesters Minsk. Mich hat einmal mehr erstaunt, zu welchen musikalischen Variationen man einen Mix aus Musik treiben kann. Beim einem Titel konnte man deutlich den Dudelsack-Hit „Pipes“ hören, der aber von zum größten Teil von den Streichern intoniert war und die Stimmen auch nur unterlegte ohne dominant in Erscheinung zu treten.

Hätten Sie vor zwanzig Jahren auch nur ansatzweise vier Chaoten Ihr geneigtes Ohr geschenkt, die ihren Sprechgesang mit Dudelsackmusik von Geigen, Bratschen, Cellos, Holz- und Blechbläsern krönen? Ich für mich kann an dieser Stelle behaupten: Wohl kaum.

Sind die Fantas mit Ihrem Experiment „Fanta4 küsst Klassik“ ein Wagnis eingegangen? Ja, aber ein -heutzutage- äußerst kalkulierbares. Auch wenn der ein oder andere Minsker Streicher das Gesicht zwischenzeitlich mal zur traditionellen Blini verzog, haben Sie doch wirklich sehr gute Arbeit geleistet.

Beeindruckend war auch, wie die Masse auf die Vier reagierte, rissen doch tatsächlich knapp 50.000 Menschen auf Smudos Kommando „Ich will Eure Hände sehen! Hier müssen jetzt 100.000 Hände zu sehen sein“ selbige in die Luft. Auch wenn ich mich fragte, ob er sich die Sache wirklich gut überlegt hatte, denn diese Aktion würde auch 100.000 schwitzende Achselhöhlen freilegen. Das Achselhöhlen Manöver wurde lediglich getoppt, als einer unserer Vordermänner sich entschloss, seine Partnerin auf Schultern zu tragen. Um es kurz zu machen: Mädels, wenn ihr auf ziemlich eng gepackten Gigs auf die Schultern Eures Beschützers steigen wollt, werdet Euch bitte im Voraus darüber klar, das Euer Hinterteil eventuell genau im Gesicht des Menschen hinter Euch hängt.

Und wenn selbiges nicht gerade Playboy taugliche Ausmasse hat, ist das für den Hintermann bzw. die Hinterfrau nicht immer angenehm.

Und damit möchte ich für heute Schließen,
mich zurücklehnen und es nochmal genießen.
Das Heimspiel endete mit „Populär“.
Für mich wars super, wie ein „Tag am Meer“