Die Bahnfee IX oder Spontane Vereinigung

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Sie erinnern sich bestimmt noch an meine Vermutung, dass die Bahnfee eine Schwester haben muss. Sollte an dieser Stelle noch Nachholbedarf bestehen, können Sie sich hier informieren. Weiterhin glaube ich das die Verbindung nicht nur mit der Bundesregierung besteht (hier nachlesen) sondern mit dem gesamten Europa-Parlament, denn ich verbrachte die Zeit vor meinem Heimflug zum Europa-Wahl-Wochenende sinnvollerweise mit einem Wahl-Training.

Ich wollte also meinen Flug von Berlin nach Karlsruhe erwischen. Zugegebenermassen, hatte mich die Flugfee wohl bisher übersehen. Ich denke, das Sie diesmal aufgrund der relativ kurzen Passagierliste für den Flug nach Baden-Baden auf mich aufmerksam wurde. Ich hatte an diesem Tag beschlossen, den Kundentermin äußerst pünktlich zu beenden, um wirklich rechtzeitig am Flughafen einzutreffen. Entgegen meiner Gewohnheit, druckte ich diesmal auch kein Ticket, hatte ich doch die – aufgrund meines dick bepackten Flugmeilenkontos – angebotene Sitzplatzreservierung genutzt.

Nun ja, lange Rede kurzer Sinn: Ich schaffte es natürlich nicht rechtzeitig vom Kunden weg zu kommen. Hastete nach einem verfügbaren Taxi. Ich denke ich muss Ihnen nichts über die berlinernde Taxi-Fee erzählen, die ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt sämtliche Taxen auf sämtliche Funklöcher der Stadt Berlin verteilt hatte. In letzter Minute schnappte ich einer guatemaltekisch aussehenden Frau ihr Bezahl-Auto vor der Nase weg. Offen gesagt ich glaube das dieses Ereignis der Auslöser für alles war, was folgte. Vielleicht hat Sie meinen Abend mit einem uralten atztekischen Reisefluch belegt…

Ich kam am Flughafen an und stand vor einem geschlossenen Schalter für Inhaber von Gold- und Silberkarten der Airline. „Okay“ dämmerte es mir langsam, Du musst Dich wohl in die laaange Schlange der Vorabend Einchecker einreihen. Nach nur 20 Minuten, bat mich eine freundliche und gut gelaunte Air-Berlin Mitarbeiterin an ihren Counter. Als erstes konnte sie – besser: ihre Datenverarbeitungsmaschine- meinen Namen mit keinem der aktuellen Flüge in Verbindung bringen.

Nach Korrektur ihrer Orthografie meinerseits, kamen wir zum nächsten Problem: Meiner nicht mehr existente Sitzplatzreservierung. Ich hatte am Fenster reserviert, Sie bot mir einen kuscheligen Platz in der Mitte an, den ich unter Verweis auf meine Reservierung dankend ablehnte. Wir einigten uns schließlich auf einen Platz am Gang in der Reihe 22. Ich begab mich also zum Sicherheitscheck und mir blieben nunmehr noch 10 Minuten bis zum Boarding.

An dieser Stelle musste ich wiederholt feststellen, das Schuhe mit Metalleinlagen in der Sohle äußerst ungeeignet zur schnellen Flugabfertigung sind, gehen Sie lieber barfuß! Meine Schuhe lösten ein vehementes Quieken des Sicherheitssystems aus. Also musste ich raus aus den Tretern und selbige wurden einem Röntgen-Screening unterzogen. Man stellte fest, das es sich wohl um traditionell gefertigte Schuhe handelte und „die ham ja schon immer‘n bisschen Metall rin jemacht“.

Meine Zeit war runter auf 5 Minuten und das geplante Getränk rückte aeronautisch in ca. 10 km Höhe, geschmacklich aber unter NN. Ich betrat die Abflughalle, schon gespannt, an welchen Flugsteig sich die Maschine nach Hause wohl heute verirrt hatte. Karlsruhe/Baden-Baden um 19:00 Gate 43. Super. Dort angekommen erlosch gerade die Anzeige für das Boarding und änderte sich auf Stuttgart. OK, nichts wirklich Neues, dachte ich. Zurück zum Monitor, der alle Flüge in der Übersicht hält, las ich ganz entsetzt: “Karlsruhe BAD – cancelled“.

Gerade wollte ich meinem Ärger Luft machen, da entdeckte ich am vorderen Ende der Halle einen Monitor, auf dem „Karlsruhe BAD“ angeschlagen stand. Leider stimmten aber die Flugnummer und die Abflugzeit nicht. Aber jetzt stand da mein Zielort. Also mutig angestellt und den dortigen Airport-Menschen gefragt. Dieser riss mir mein Ticket aus der Hand und noch bevor ich meine Frage formuliert hatte, schrie er mir mißmutig entgegen: „Ja, Ja, det is der rischtije Fluch, steht doch och dranne dat der nach Karlsruhe jeht.“ Ich war wohl nicht der erste Passagier an diesem Tag, der mit Fragen auf ihn zukam. Ohne ein Widerwort zu geben, nahm ich stumm meinen abgerissenen Flugschein in die Hand und ging zum hinteren Eingang der Maschine.

An meinem Platz Reihe 22 angekommen, saß da bereits ein älterer Herr. Mmh, das brachte mich nun abermals in die Bredouille, ich fragte also höflich an, ob er denn auf dem richtigen Sitz sitzen würde. Er gab zu, nicht wirklich aufgepasst zu haben und kramte nach seinem Flugschein: Platz 22C.

Gerade wollte ich schreiend aus dem Flieger springen, da sprach eine Stimme vom Kabinenhimmel: „Aufgrund der spontanen Vereinigung zweier Flüge können Sie heute Ihren Platz frei wählen. Ich wiederhole: Sie haben die Wahl zu sitzen, wo sie wollen.“

Ob die Flugfee wußte, das ich meine europäische Stimme längst, im Brief verpackt und versiegelt, abgegeben hatte? Egal, denn ich hatte ja die Wahl.